Fachwerkrestaurierung

 
Hof Heiermann - Bochum Hiltrop
   
 

 

 

 

 





Der vorgefunden bauliche
Zustand war sehr schlecht

 

Das Gebäude
Der Hof Heiermann ist ein dreischiffiges Bauernhaus mit Deele, Wohnbereich sowie Kammerfach. Die Erschließung über die Traufseite (Querdeelenhaus) ist eine relativ seltene Variante im Bochumer Raum und war letztendlich ausschlaggebend für die Einordnung als Baudenkmal. Errichtet wurde das Gebäude in Ankerbalkenverzimmerung mit Oberrähm. Die Verbindung der Dachsparren mit dem Rähm erfolgte über Hartholzdollen. Die Auskleidung der Gefache bestand aus mit Lehm beworfenem Flechtwerk, das im Laufe zahlreicher "Sanierungen" durch unterschiedlichste Materialien ersetzt wurde. Da aufgrund der Bauschäden ein Entkernen notwendig wurde, konnte die Ausfachung in ihrer ursprünglichen Form mit einem Lehmbewurf auf Eichenstaken mit Weidengeflecht wiederhergestellt werden.

Neben den reinen Restaurierungsarbeiten übernahmen wir an diesem Objekt die Lehmbauarbeiten sowie den gesamte Innenausbau wie Fußböden, Innentüren, Treppen und den Dachgeschossausbau.

 

 

   
  Der Wunsch der Bauleute
Wunsch der Bauleute war es, den in stark verrottetem Zustand vorgefundenen Hof nach bauökologischen wie auch denkmalpflegerischen Gesichtspunkten zu einem Einfamilienhaus mit ausgebautem Dachgeschoss umzubauen.
   
 

Projektmanagement/Kooperation
Erstmalig schlossen sich der bauleitende Architekt, die Statikerin und die Holzbau- und Baufirmen zu einer Kooperative zusammen, welche, angefangen von der genauen maßlichen und technischen Bestandsaufnahme (verformungsgerechte Bestandspläne und Bauschadenserfassung) bis hin zur Bauausführung und Bauleitung, fachübergreifend zusammenarbeiteten. Dementsprechend gelang hier eine Konzeptionierung, welche von vornherein handwerklich wie planerisch relevante Aspekte berücksichtigte und folglich einen reibungslosen Ablauf der gesamten Bauphase gewährleistete.

 
 

Phasen der Sanierung
Nach den notwendigen Abstützarbeiten und der Entkernung (Entfernung der Gefache) konnte das Gebäude angehoben und mit einem neuen Natursteinsockel aus Ruhrsandstein und mit Traßkalk vermauert, versehen werden. Danach begann die eigentliche Restaurierung der Holzkonstruktion. Anschließend wurden die Gefache in ihrem ursprünglichen Zustand mit Eichenstaken und Weidengeflecht und einem Lehmbewurf wiederhergestellt. Als Bewitterungschutz
erhielt der Lehmbewurf - wie vorgefunden - einen Sumpfkalkputz.

 


 

1. Entkernung und Restaurierung der Holzkonstruktion

2. Wiederherstellung der Gefache

3. Außenputz auftragen

 

   
 

Ausführung des Ausbaus:

  • Sohlplatte: unterlüftete Ziegelhohlkörperdecke
  • Decken: Holzbalkendecken mit Trittschallschutz unter Eichendielen, Einschubdecken mit Lehmsteinfüllung
  • Türen/Fenster:Eichenholztüren (u.a. Klöntüren), Holzfenster als zweiflügelige Kastenfenster und einflügelige Isolierverglasung in denkmalgerechter Ausführung
  • Dach/Dachboden: Wände und Sparren-Bekleidung in Trockenbau, altes Sparrendach tragend ausgeführt, neue Hilfsparren; Sparrendämmung d=20 cm mit Zellulose und bituminierter Unterdachplatte auf Sparren, Giebel außen mit Eichenverbretterung, Dachgauben
  • Wand: Fachwerk mit 10-18 cm Holzleichtlehmdämmung und 17,5 cm Uniporziegelschale, mit Lehmputz innen; Sockel zweischalig mit Perlitedämmung
  • Heizung und Warmwasserbereitung über Gas-Brenwertkesel, 18 kW
 

Wärmeschutz:
Der Wärmeschutz konnte durch die umsichtige Restaurierung erheblich verbessert werden. Zum Beispiel erbrachte die nachträgliche Dämmung der Wände durch eine 18 cm dicke Schicht aus Holzleichtlehm einen neuen k-Wert von 0,466 W/m²K, im Gegensatz zum vorgefundenen Bestand mit einem k-Wert von 2,45 W/m²K.

   
 

Insgesamt wurden folgende Werte erreicht:

  • Wand: 18 cm Holzleichtlehmdämmung:
    k-Wert=0,466 W/m²K
  • Dach: 20 cm Zellulosedämmung:
    k-Wert=0,215 W/m²K
  • Boden zum Erdreich: 12 cm Dämmung:
    k-Wert=0,266 w/m²K
  • Fenster:
    Wärmeschutzverglasung: k-Wert=1,3 W/m²K,
    Kastenfenster: 2,9 W/m²K


 

Wandaufbau mit 18 cm Holzleichtlehm
k-Wert=0,466 W/m²K

 
   
  Im Resultat konnte durch diese Maßnahmen die Wohnqualität gesteigert werden. Der Jahresheizwärmebedarf liegt sogar bei einem A/V-Verhältnis von 0,62 unter dem Wert, der von der Wärmeschutzverordnung 1995 vorgeschrieben wird (Jahresheizwärmebedarf: 23,93 W/m³a).
   
 



 

Der Innenausbau
Der Innenausbau erfolgte gemäß den Wünschen und familiären Bedürfnissen der Bauleute.

Das Fazit
Der Umbau und die Restaurierung des Hofes Heiermann zeigt, dass Fachwerkhäuser unter dem Aspekt heutiger Ansprüche an Wärmeschutz, gekoppelt mit moderner Haustechnik fast allen Ansprüchen des ökologischen und energiesparenden Bauens genügen können. Die Anpassung des Hofes Heiermann an zeitgemäßes Wohnen setzt somit ein Zeichen der Nachahmung diese Häuser zu schützen und für moderne Zwecke des Wohnens und Arbeitens nutzbar zu machen.

 
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